Samstag, 23.5.2015, Salzburg-Braunau

„Ich brauche Frischluft!“ Diese Aussage Michi´s, die Aussicht auf ein Begleitfahrzeug mit trockener und warmer Kleidung und die telefonische Voraussage des hydrografischen Dienstes auf normalen Wasserstand waren schließlich entscheidend, dass wir trotz bestehendem Hochwasser und Dauerregenprognose am Samstagmorgen nach Salzburg aufbrachen und dort unser Boot in die Salzach (KM 58,6) einsetzten. Im Vergleich zu den Einstiegsstellen, die uns in den kommenden Tagen erwarten sollten, war dieser steile, rutschige und mit lästigen Stauden bewachsene Hang ein Kinderspiel. Nach etwa 7 Kilometern, durch die starke Strömung rasanter Flussfahrt, ließen uns ein immer lauter werdendes Getöse und ein Hinweisschild mit Lebensgefahr stoppen. Vor uns tobten hohe Wellen und nur eine schmale Stelle war als Fahrrinne ausgewiesen. Nachdem wir auch Naz davon überzeugen konnten, dass es sinnvoller wäre, diese Etappe vom Ufer aus zu begutachten, legten wir an. Die Entscheidung, das Boot am Ufer vorbeizutragen, war schnell und einstimmig gefällt, denn zum Wildwasserfahren ist nicht mal Etzel geeignet. Hier dankten wir zum ersten Mal Karl-Heinz Mittermair, der uns seinen Bootswagen zur Verfügung gestellt hatte und im Laufe unserer Wanderfahrt erreichten ihn bei den langen Überhebstellen noch unzählige geistige Lobeshymnen.

Nach Laufen glaubten wir die gefährlichen Stellen überwunden zu haben, als wir uns plötzlich mehreren hohen Wasserwalzen näherten. Bei einigen RuderInnen kam kurz unmerkliche Panik auf, aber die meisterliche Steuerleistung vom „besten Steuermann“ Naz rettete uns gekonnt aus dieser Notlage.

Burghausen steuerten wir bei strömendem Regen an, aber nach Kleiderwechsel, einem ausgiebigen Essen am Stadtplatz und einem kurzen kulturellen Exkurs ins Brennstüberl Geistreich ruderten wir bis zum Innkraftwerk Braunau Simbach, wo uns schon Andi, der die Strecke mit dem Rad erkundet hatte, erwartete. Seinen Vorschlag, das Boot auf den Hänger zu laden und nach Braunau zu fahren um dem schwierigen Einstieg nach dem Kraftwerk zu entgehen, nahmen wir willig an. Dank Veronika und Norbert waren im Hotel Mayrbräu warme und vor allem trockene Zimmer reserviert und nach einer heißen Dusche stürzten wir uns ins Braunauer Nachtleben, das sich aber aufgrund des schlechten Wetters und des Songcontests als ausgesprochen ruhig erwies.

Sonntag, 24.5.2015, Braunau – Passau

Pünktlich zum Bootseinsetzen in den Inn endete der Regen und so ruderten wir gemütlich die 10 Kilometer zum nächsten Kraftwerk Frauenstein. Da alle Wehrfelder geöffnet waren, entpuppte sich der Fluss nach dem Kraftwerk als tobendes Gewässer, aber ein kleiner Bach und ein langes Seil, das Norbert wohlweislich mitgenommen hatte, erleichterten uns das Einsteigen.

Kurz vor dem Kraftwerk Obernberg glaubten wir an eine Fata Morgana, als wir in der idyllischen Aulandschaft plötzlich drei Flamingos sahen, die dort, wie sich später herausstellte, wirklich wild leben. Andi hatte wiedermal für uns die Lage ausgekundschaftet und riet uns vor dem nächsten Einstieg unsere Tanks zu füllen. So kamen wir in den Genuss der vorzüglichen Küche des Gasthauses Badwirt direkt beim Kraftwerk.

Das darauffolgende Einsetzten des Bootes war ein Abenteuer, einige Riesenwellen füllten uns noch bevor Steuer- und Schlagmann eingestiegen waren, so voll, dass wir wieder aussteigen und mit Plastikflaschen das Wasser ausschöpfen mussten, während weiterhin die Wellen um uns herum tobten. Der zweite Versuch klappte und nachdem uns Naz einige Minuten später ins ruhige Wasser gesteuert hatte, kam die nächste Prüfung: Wie ziehe ich meine völlig durchnässte Kleidung am Boot aus und vor allem wie die trockene wieder an, wenn alles auf der nassen Haut kleben bleibt? Auch das bestanden wir mit Bravour und dann genossen wir das idyllische Rudern am schönen Inn bis zum Kraftwerk Schärding-Neuhaus. Beim diesmaligen Einstieg wurde vor allem Andi nass, der uns, wie schon so oft und noch viele weitere Male bei dieser Wanderfahrt, zu Hilfe kam. Wir näherten uns Schärding und kurz vor der Brücke ließ uns ein bekanntes Getöse aufhorchen. Naz gab das Kommando „Blatt“ und schon sanken wir mit Etzel nach der Brücke einen dreiviertel Meter tief ins Wasser hinab. Wieder war es Naz` starken Nerven und seinem Steuerkönnen zu verdanken, dass wir aus dieser Situation heil heraus kamen. In Passau war, wie befürchtet, der Stausee abgelassen und die Flöße beim Ruderverein hingen steil am Ufer, aber mithilfe unseres Seils und dank unserer starken Männer konnten wir das Boot den Hang hinaufhieven und am Hänger verstauen. Im Hotel „Goldenes Schiff“ direkt im Passauer Zentrum erholten wir uns an diesem Abend bei gutem Essen und in gemütlichen Zimmern von den Aufregungen des Tages und auch mehrere Caipirinhas und Gin Tonics im Cafe Kowalski wirkten beruhigend, motivierend und gemeinschaftsfördernd.

 Montag, 25.5.2015, Passau-Obermühl

Nachdem in der Nacht das Wasser gesunken war, setzen wir Etzel vor der Brücke in den Inn ein und starteten erholt in einen neuen Rudertag. Als dann schließlich auch noch die Sonne zaghaft zu scheinen begann und wir beim Kraftwerk Jochenstein, bei dem die Überhebstelle aufgrund des Hochwassers gesperrt war, gemeinsam mit einem Kanu geschleust wurden, genossen wir die weiteren schnellen Kilometer bis Schlögen. Nach einer Mittagsrast in der Sonne durchruderten wir die wunderschöne Schlögener Schlinge und kamen schließlich in Obermühl an, wo uns Andi schon mit einem verdienten Seiterl erwartete. Wie gewohnt wurden wir beim Aumüller bestens kulinarisch verwöhnt und beendeten diesen Rudertag mit hervorragendem Fisch, Rehrücken, Eisbecher und Mehlspeisen.

 Dienstag, 26.5.2015, Obermühl- Puchenau

Am letzten Tag starteten wir mit dem einzigen Schiff, das uns in diesen vier Tagen begegnete, und bei Nieselregen, der sich vor Aschach leider verstärkte. Da wir aber relativ rasch schleusen konnten und die Kinderschwimmwesten stark wärmten, kühlten wir nicht zu sehr ab. Auch das Überheben in Ottensheim verlief problemlos und schließlich erreichten wir am frühen Nachmittag Puchenau, wo wir Etzel eine Intensivpflege zukommen ließen und uns selbst zum Abschluss dieser sportlichen und erlebnisreichen 4 Tage eine Stärkung gönnten.

Mannschaft: Sandra und Ignaz Haider, Veronika und Norbert Hofmayr, Michi Kropf

Landdienst und Begleitfahrzeug: Andi Kropf

Boot: 5 x Etzel