105 km stromaufwärts im Einer auf der Donau und dem Inn von Puchenau nach Schärding ruderte unser 2.Vorsitzender Boris Hultsch am Ostersonntag.

Gratulation zu dieser sportlichen Höchstleistung!!

Bericht im Detail:

Schon vor drei Jahren wollte ich diese Fahrt das erste Mal unternehmen, doch der relativ hohe Wasserstand der Donau hat es im Frühjahr immer wieder verhindert. Nach Passau gab es schon einige Einerfahrten von unserem Verein in Puchenau aus. Die Strecke stromab von Schärding nach Puchenau ist ein beliebter sportlicher Tagesausflug. Im Einer stromauf ist dies gesamte Strecke zumindest vom RV Wiking noch niemand an einem Tag gefahren. Das war eine schöne zusätzliche Motivation, diese Tour ins Auge zu fassen.

Relativ kurzfristig und spontan habe ich mich entschieden am Ostersonntag einen Versuch zu wagen, zumal mein Frau Christine Sonntagsdienst in der Apotheke hatte. Donau und Inn führten wenig Wasser und etwas Ostwind war auch angesagt. Um 5:10 Uhr machte ich den ersten Ruderschlag in meinem schönen Renneiner „Beethoven“ in Richtung Ottensheim. Es war noch finster, aber die Strecke kenne ich ja. Der Ottensheimer Stausee präsentierte sich spiegelglatt mit viel seichtem Wasser, so dass ich entschied nicht zu knapp beim Ufer zu bleiben. Nach rund 2:15 reiner Ruderzeit war Aschach, mein Heimatort, erreicht. Erste Pause beim Überheben. Apropos Überheben: jede Ausstiegstelle war eine extreme Herausforderung, da aufgrund des Niedrigwassers die vorhergesehenen Plätze nicht möglich waren und ich meist einfach auf rutschigen Steinen rausklettern musste. Im Renneiner ist das gar nicht so einfach. Schönheitspreis bekommt da keinen.

Schon ab Brandstatt machte sich Gegenwind statt des erhofften Mitwinds bemerkbar, der bis in die Exlau sich richtig auswuchs und meine 500 m Zeiten von 2:50 bis 2:55 um teilweise über 20 Sekunden / 500 m anwachsen ließ. „Naja“ dachte ich mir, „bleib geduldig und mach ja nicht zu viel Druck, der Weg ist noch lang“. Die Schlögener Schlinge war wie fast immer ein reines Genussrudern, kein Wind mehr, das Wasser wieder glatt. Vogelgezwitscher und ein paar Radfahrer begleiteten mich. Auch fast wie immer unvermeidbar sind die Fischer bzw. deren Angelschnüre, die irgendwann trotz des vielen Umdrehens und Rücksichtnehmens im Weg waren. „Hab ich einen großen Fisch gefangen“ nahms der ungarische Fischer mit Humor – ich kämpfte mit der Schnur, die sich im Bootssack verheddert hatte und musste aufpassen bei den Befreiungsversuchen nicht Baden zu gehen. Noch vor 11:00 Uhr, war kurz nach Schlögen die 50 km Marke erreicht – unser Wendepunkt bei den 100 km Fahrten normalerweise. Jetzt wars noch nicht einmal die Hälfte und stromauf geht’s auch. Aber nun kam mir der angesagte Ostwind zur Hilfe – Jochenstein war das nächste Etappenziel (65 km), eine längere Pause war dort geplant. Doch meine Ruderzeiten wurden langsamer und irgendwie tat alles ein bisschen (zu viel) weh – vor allem das Gesäß schmerzte immer mehr. In Jochenstein angekommen machte ich über eine Stunde Pause in der Hoffnung, dass es dann leichter ginge. Das „leichter“ hielt nur 4 km und ich dachte mir „bis Passau quäle ich mich auf jeden Fall durch, 20 km sind ja überschaubar“. Not macht jedoch erfinderisch – nachdem ich mir meine Ruderweste auf den Rollsitz gelegt hatte, kam es mir vor, als hätte ich gerade frisch abgelegt. Ab sofort ging es im ursprünglichen Tempo weiter und alles war gut – die Zeit verging schnell, die Donau war schön zu rudern, zumal ja auch fast keine Motorboote unterwegs waren – ein Vorteil der frühen Jahreszeit.

Rund 1,5 km vor Passau wechselte ich auf die Südseite in den Inn. 150 m weg vom Ufer waren gerade zwei Handbreit Wasser unter dem Boot. Die Schiffswellen zweier großer Passagierschiffe brachen glücklicherweise bevor sie mich erreichten. Natürlich überwogen jetzt die Glücksgefühle (knapp 90 km waren geschafft) und auch der Inn war ruhig und einfach zu rudern. Das Panorama von Passau ist ja immer ein herrlicher Anblick, besonders vom Wasser aus. Nur bei der Brücke und später kurz vor dem Kraftwerk war es doch noch eine Herausforderung, weil die Strömung stark und unberechenbar wurde. Bei höherem Mittelwasser möchte ich das im Einer nicht fahren müssen. Nach dem langen Übertragen setzte ich in Passau am Inn oben ein – erst vor einer Woche waren wir beim Inn River Race im Achter am Start – die Strecke kenne ich gut. Es folgte ein einziger Genuss bis Schärding. Außer einem Passauer Wandervierer gab es kein Schiff, keinen Fischer, nur ein spiegelglattes türkises Wasser mit kaum Strömung. Also war kein Umdrehen notwendig, einfach gleiten lassen war die Devise. Selbst der Inndurchbruch war sehr einfach zu rudern. Kurz nach 18:30 war ich am Ziel in Schärding. Fünf Minuten nach meiner Ankunft war auch schon meine Tochter Klara mit dem kleinsten Wikinganhänger da und brachte mich sicher zurück. Schön wars.

Noch ein paar technische Daten: Reine Ruderzeit für 105 km etwas über 10 h; Gesamtzeit ca. 13,5 h; Durchschnittspuls: 138 Schläge / Minute; 4 x Übertragen bei den Kraftwerken, 3 l Wasser, 1.5 Liter Cola, 2 Schinkenflesserl, 5 Müsliriegel, 3 Powergele. Wetter: Großteils Sonnenschein 7 – 25 Grad, 70 km Windstille – der Rest halb Gegenwind und halb Mitwind. Wasserstand Donau Linz: 355 cm.

Boris Hultsch